Nepal - Ein Jahr danach

kulturelle Highlights im Kathmandutal und
eine Wanderung durch das vom Erdbeben stark betroffenen Helambu

 

 

 

Holi in Kathmandu

Stupa von Bodnath

von Mangengoth nach Tadepati - Helambu

Tadepati (3.690 m)

Sonnenaufgang in Tadepati

Am Melamchi Khola

Bisket Jatra in Bhaktapur

 

Reisebericht 20.03. - 13.04.2016

 

Vorwort

 

Wie ich bereits nach dem Erdbeben vom 25.04.2015 und meines Nepalbesuches im Herbst 2015 berichtete, sind im Kathmandutal die historischen Königstädte lediglich teilweise zerstört. Ein großer Teil ist zum Glück kaum oder gar nicht beschädigt worden. All diese touristischen Orte sind aufgeräumt und können besucht werden. Doch im Umfeld gibt es noch viel für den weiterhin dringend notwendigen Wiederaufbau zu tun.

 

Dies zeigt und bestätigt meine einwöchige Wanderung durch das Helambu. Nur durch Eigeninitiative und Selbsthilfe haben die Einheimischen das Nötigste zum Leben aus Trümmern hergerichtet.

 

… aber das Leben verläuft weiterhin in gewohnter Weise. Zufriedenheit trotz all der Entbehrungen, Freundlichkeit gegenüber den wenigen Gästen. Auch kleine und große Feste werden wie eh und je gefeiert.

 

 

 

 

© Klaus Töpfer

HIMATREK

Gelsenkirchen, Mai 2016

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Anreise - 20./21.03.2016

 

Frühlingsanfang und Beginn der Osterferien. Pünktlich hebt der voll besetze Airbus in Düsseldorf nach Istanbul ab. Anflug KTM - Everest ViewDort verbleiben lediglich 1:45 h Aufenthalt bis zum Weiterflug nach Kathmandu. Es klappt perfekt.

 

Tribhuvan Airport, KathmanduWährend meine Armbanduhr noch 7 Uhr deutscher Zeit anzeigt, kreisen wir ein paar mal vor dem gewaltigen Massiv des Himalaya. Obwohl ich auf der falschen rechten Seite sitze, ist mir mehrmals ein Blick auf die in den Himmel ragenden Gipfel von Everest, Lotse und Co gegönnt. Endlich darf der A 330 landen und nach Vollbremsung zur Parkposition 1 des Tribhuvan Airports rollen.

 

Dank des zu Hause beantragen elektronischen Visums kann ich mich sofort in die Reihe vor dem Schalter zur Entrichtung der Visa-Gebühr anstellen. Dann geht es ruckzuck. Schon ist das Visum in meinem Reisepass und hinunter zum Gepäckband, welches sich gerade in Bewegung setzt. Juhu, ein Stein fällt mir, wie bei jeder Ankunft vom Herzen, als nach etwa 5 Minuten mein Gepäck heran rollt.

 

Jeder Tourist erhält bei seiner Ankunft eine SIM-Karte der nepalischen Telefongesellschaft NTC (Namaste). Obwohl ich seit Jahren Ncell nutze, lasse ich mir 50 Minuten Gesprächsguthaben nicht entgehen zumal mit NTC in den Bergen flächendeckender eine Verbindung zur Welt besteht.

 

Krishna erwartet mich. Well come Papa und rasch fahren wir, soweit wie es der dichte Verkehr zur Mittagzeit zulässt, nach Hause in Sitapaila. Traditionell serviert Krishnas Frau Srijana am Abend ein vorzügliches Dhaal Bhaat im Familienkreis.

 

Holi in Sitapaila2. Tag - 22.03.2016

 

Der Frühling beginnt in Nepal heute: Happy Holi und Sonnenschein. Frühstück auf der Terrasse. Mein Pott Milchkaffe und dazu die Chapati-Banana-Rolle. Seitdem ich diese erfunden habe, kann kein Kind widerstehen. Sunkalpa fordert das gleiche Frühstück, bevor er in den Kindergarten gebracht wird. Dipendra, Sundar und ich begeben uns hingegen in Richtung der feucht-farbigen Schlacht. Ein neu eingerichteter, elektrobetriebener Tuktuk-Verkehrsbetrieb bringt uns direkt von Sitapaila zum Fluss Bagmati nahe dem südlichen Eingang zum Durbar Square. Wenige Minuten später, unterwegs noch ein paar Farbbeutel kaufen, sind wir inmitten des Frühlingsfestes.

 

 

Zwischen und auf den Ruinen der absolute Frohsinn. Es wird gefeiert, getanzt und gelacht. Dazu die Farbenpracht und Wasserschlacht. Mitmachen heißt die Devise und ich fühle mich gleich 25 Jahre jünger! Shiva und Pavati beobachten das Treiben vom Fenster ihres Tempels. Traditionell wickeln Frauen Garn um den Frühlingsbaum und bitten den Frühlingsgott Krishna für ein langes Leben ihrer Ehemänner.

 

Gegen Mittag ebben die Feierlichkeiten ab und wir begeben uns zum Stammrestaurant Bamboo Club in Thamel. Nachdem die Blockade durch Indien (Madhesis) Mitte Februar beendet wurde, gibt es wieder Speis und Trank wie zu alten Zeiten: Meine heiß geliebte Hot & Sour Soup, Alu Jera, … und dazu ein eisgekühltes Gorkha Bier.

Kindergarten Sitapaila, Kathmandu3. - 5. Tag - 23. - 25.03.2016

 

Drei Tage zum Einleben in meine 2. Heimat. Mit Srijana bringen wir den dreijährigen Sohnemann Sunkalpa zum nahe gelegenen Kindergarten. Familie Traub kommt vom Mardi-Himal und ABC-Trekking zurück. Krishna hat ein neues Restaurant mit nepalischem Flair (Dhaal Bhaat, … etwas Folk-Show) auskundschaftet, wo wir gemeinsam Abschied feiern.

Spende an die Krishna Mandir Primary School in Kathmandu

… und abermals vielen Dank an all die Spender zu unserer privaten Direkthilfe. Der Krishna Mandir Primary School konnten wir für den weiteren Wiederaufbau einen Scheck über 60.000 NRP (500 EUR) übergeben. Damit wird u.a. die Wasserversorgung/-aufbereitung für ca. 80 Schulkinder neu installiert. Der Dank der Schulleitung und all der Kinder war rührend, wie die folgenden Bilder zeigen:

Reparatur der Stupa von Bodnath6. Tag - 26.03.2016

 

Über die aktuelle Lage nach den Erdbeben z.B. in Patan, Swyambunath (Buddha Park) habe ich schon berichtet. Wie schaut es nun in Bodnath aus? Krishna hilft mir an der Ringroad in Sitapaila zum richtigen Bus nach Bodnath (Boudha). Etwa 30 Minuten dauert die Fahrt für 30 Rupien zum Ziel der Großbaustelle. Es wird nicht nur die Spitze mit Buddhas Eyes neu aufgebaut. Wenn schon, denn schon, dann gleich eine komplette Restaurierung der größten Stupa in Nepal. Gebetsfahnen - BodhnathFleißig wird der komplette Putz ringsum vom Ziegel-Mauerwerk entfernt. Hier kommen die nötigen Gelder mittels direkter weltweiter Spenden direkt an, während es ansonsten nur recht schleppend voran geht. Materialien (Ziegelsteine, Zement, … ) werden per Transport-Lift zur Spitze befördert. Die ansonsten vor dort herab wehenden Gebetsfahnen zieren nun die Stupa umrundenden Gebetsmühlen.

 

Ich habe das Glück. dass ein Bus zur Ringroad und weiter nach Sitapaila auf mich wartet. Da es gerade Mittag ist, steige ich in Balaju aus und im lokalem Bus (unbedingt auf die größeren Busse warten, in denen man stehen kann) ereiche ich Thamel. alter Palast Durbar Sqare KathmenduMittagspause mit Masala Papad, Telefonat mit Dorlis und Tanja daheim in Deutschland und weiter geht es in Richtung Durbar Square. Heute habe ich genügend Zeit, den alten Palast, der vom Erdbeben teilweise zusammen gebrochen ist, in Augenschein zu nehmen. Die sehenswerten Innenhöfe sind aufgeräumt und gesichert. Nur der hölzerne Turm mit seinen 9 Treppen hinauf zu den geschnitzten Dachfenstern ist beim Erdbeben zusammen gebrochen.

 

Tuktuk nach SitapailyMan lernt die alternativen Fahrwege zurück nach Sitapaila kennen. Also flugs hinab zum Bagmati und zur dortigen Haltestelle der Tuktuk. Geduld muss man mitbringen, bevor man einen Sitzplatz im recht engen elektrisch betriebenen Dreirad ergattern kann. Sitapaila? Die Fahrerin nickt. Also hinein! Die Fahrt geht los aber wohin, wo entlang? Ich werde unruhig aber mein Pulsschlag reduziert sich, als wir irgendwo auf der Ringroad ankommen. Hier kenn ich mich aus. Kurz darauf ist Endstation in Sitapaila Chowk. Wie sich herausstellt: Es gibt 3 verschiedene Routen! Wieder eine neue Erfahrung.

7.- 9. Tag - 27 - 29.03.2016

 

Die Temperaturen in Kathmandu überscheiten mittags die 30 °C Marke. Die unerlässliche Büroarbeit passen Krishna und ich der Strom-Verfügbarkeit an. Unsere Gäste Tobias und Julia kehren vom ihrem Langtang-Gosainkund-Trek zurück. Das Langtang ist vom Erdbeben sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Diese Region bis hinunter ins Helambu konnte bislang nur provisorisch wieder hergerichtet werden. Mit Sundar, der gestern seine Prüfung als Trekking-Guide bestanden hat, werde ich in den folgenden Tagen das Helambu durchwandern, um mir selbst ein Bild über die dortige Situation zu verschaffen.

schlafender Wishnu in Budhanikantha10. Tag - 30.03.2016
zur Bildershow Helambu 2016

 

Mit lokalem Micro-Bus fahren wir gen Norden nach Budhanilkantha hinaus, um den dort schlafenden Wishnu die Ehre zu erweisen. Von hier folgt man der Straße zum Army Camp, dem Eingang in den Shivapuri Nationalpark. Es ist bereits 10 Uhr geworden, als der Mann vom Checkposten sein morgendliches Dhaal Bhaat genossen hat und wir das Ticket lösen können. Eingang Shivapuri NationalparkEs liegt schon ein paar Jahre zurück, als ich diese Tour von hier nach Chisapani unternahm. Da für Sundar dieser Weg Neuland ist, bittet er einen Park-Guide, uns ein Stück des Weges zu begleiten.

 

Nagi KlosterDurch schattigen Wald schlängelt sich der Fahrweg zum Nagi Kloster aufwärts, dessen untere Gebetshalle repariert wird während die obere beim Erdbeben keinen Schaden genommen hat. Inzwischen ist es Mittag. Sind wir auf den richtigen Weg? Langsam erinnere ich mich. Damals sind Govinda und ich mit unseren Gästen Thea und Jürgen bis zu diesem Kloster gefahren und waren zur Mittagzeit schon am Shivapuri Bagdwar, dem heiligen Ort. Heute kämpfen wir uns nach kurzer Rast in der größten Hitze des Tages die schier nie enden wollenden Treppenstufen hoch, bis der Weg endlich eben durch dichten Mischwald verläuft. Shivapuri BagdwarMit uns unterwegs sind einige Mönche und deren Gäste die ebenfalls Bagdwar und die oberhalb gelegene kleine Gompa zum Ziel haben. Hier haben wir im Jahre 2002 sogar gezeltet. Jetzt gibt es eine kleine Hütte, in welcher man nächtigen kann, was wir auch zu dieser fortgeschrittenen Zeit beabsichtigen. Zudem kündigt sich grollend ein Gewitter an. Bevor die ersten Tropfen fallen, finden wir in der Tempel-Küche des indischen Guru, der hier seit mehr als 20 Jahre lebt, Unterschlupf. Sein langjähriger Helfer serviert Kekse und Tee. Als der Regen nachlässt, richten wir uns für die Nacht im Nebenhaus ein.

 

Den weiteren Nachmittag bis spät in den Abend hinein hocken wir mit Herrn Guru, seinem Helfer und zwei aus Indien stammenden Pilgern (hinduistische Mönche) am holzbefeuerten Ofen. Mit aller Gemütsruhe bereitet er verschiedene Speisen zu. Töpfe und Pfannen werden auf den beiden Feuerstellen hin und her oder zur Seite geschoben. Das kleine Schränkchen scheint einen kompletten Supermarkt zu beherbergen. Man staune, was Herr Guru dort alles hervorholt. Sogar Kuchen und Papad sind dort gelagert. Als Vorspeise werden zu meiner Überraschung Pommes und Papad kredenzt. Dazu selbstverständlich ein hervorragender würziger Tee. Als Hauptspeise folgt Dhaal Bhaat und zum Nachtisch ein Stück Kuchen. Als es kälter wird, händigt mir ein paar Decken aus und ich soll doch bitte meine langen Beine ausstrecken und es mir gemütlich machen.

 

11. Tag - 31.03.2016

 

Frühstück beim Guru. Chapati und dazu wie gestern der würzige Tee. Dann heißt es von diesem heiligen Ort Abschied zu nehmen. Der Weg nach Chisapani führt in dichten Wald hinein. An mehreren Stellen sind Arbeiter dabei, diesen auszubauen. Schließlich lichtet sich der Wald und normalerweise hat man einen herrlichen Blick auf das Langtang. Doch die Berge sind wolkenverhangen. Ein kurzer Aufstieg führt zum kleinen Pass (2.430 m), wo der Weg von Sundarijal mit unserem zusammen trifft. Noch ein knappes Stündchen abwärts und Chisapani (2.165 m) lädt zur Mittagspause ein.Folgen des Erdbeben in Chisapani

 

Auf einem schmalen Kamm gelegen, sind die meisten Häuser beim Erdbeben eingestürzt. Zwei Lodges haben glücklicherweise überlebt und drei weitere sind inzwischen als eingeschossige Gebäude aufgebaut worden. Ein kurzer Regenschauer wirft die Frage auf: Sollen wir bleiben oder weiter laufen? Welche Übernachtungsmöglichkeiten bieten die folgenden Orte? Es ist noch zu früh, um hier zu verweilen. Die folgende Etappe führt hinunter nach Pati Bhanjyang (1.830 m). In diesem Dorf ist quasi nichts stehen geblieben. Lediglich die Schule konnte mit privaten, direkten Spenden wieder aufgebaut werden. Zu bewundern sind die Einheimischen, die es irgendwie bewerkstelligt haben, wieder ein Dach über den Kopf zu haben.

 

Über uns zieht sich ein Gewitter zusammen. Trotzdem begeben wir uns auf den weiteren Weg nach Thankune Bhanjyang. Dort bietet das heil gebliebene Lama Guest House eine gute Unterkunft.

Chipling, Helambu12. Tag - 01.04.2016

 

Die nächste Ortschaft heißt Chipling (2.150 m). Wie durch ein Wunder sind die beiden dortigen Lodges unbeschädigt. Wir verlassen abermals die Forststraße und folgen den Fußweg. Treppauf nach Golphu, wo eine Ruine vom ehemaligen Gasthaus zeugt. Dann wieder hinab zur nächsten Siedlung, die aus Hütten besteht, welche aus den Wellblechdächern der zerstörten Häuser gebaut wurden. Mit handwerklichem Geschick haben die Bewohner Ausschnitte in die meist verrosteten Bleche gemacht, um dort Türen und Fenster ihrer ehemaligen Behausungen einzusetzen. Das Hotel Green Hill View ist provisorisch hergerichtet und bietet bereits wieder Zimmer zur Übernachtung an. Hilfe für all die Erdbebenopfer ist hier bislang nicht angekommen.

Lodge in Kutumsang, Helambu

Bis Kutumsang (2.470 m) scheint es nicht mehr all zu weit zu sein. Es sind nur etwa 200 Höhenmeter, die aber recht anstrengend erst nach 450 m Aufstieg auf einen Höhenrücken enden und schließlich wieder abwärts führen. Dort eingetroffen, befinden wir uns inmitten einer Großbaustelle. Zumindest wird ein neuer Fahrweg angelegt bzw. erweitert. Die Kutumsang Yak Lodge ist so gut wie möglich hergerichtet. In einer recht gemütlichen Küche, die die zerstörte Dining Hall ersetzt, verbringen wir als einzige Gäste den Abend am heimischen Herd.

13. Tag - 02.04.2016

 

Wurden wir gestern von Regen bzw. Gewitter verschont, so hat sich in der Nacht Regengott Indra zurück gemeldet. Am Morgen ist die Welt in dichten Nebel gehüllt. Zum Glück nieselt es nicht. Jedoch kommen die lange Hose und der Anorak erstmals beim Abmarsch zum Einsatz.

 

Checkpoint zum Langtang NationalparkOberhalb Kutumsang befinden sich der Checkpoint zum Eingang in den Langtang Nationalpark. Übrig geblieben ist die verbeulte Hinweistafel. Der für die Kontrolle zuständige Polizist wohnt in einem Zelt nebenan. Die Formalitäten sind schnell erledigt und das Buch mit den Eintragungen zeigt, dass in den zurückliegenden Tagen lediglich 3 Touristen diesen Checkpoint passiert haben.

 

Rhododendren im HelambuDen sehr gut ausgebaute Wanderweg heißt es nun fast ohne Unterbrechung treppauf zu folgen. Zu beiden Seiten steht der Rhododendron in voller Blüte. Weiß und rosa sind seine Farben umhüllt vom tristen grauen Nebel, den die Sonne nicht aufzulösen vermag. Auch entdecke ich einige Büsche des blühenden Himalayan Pfeffers, der mit seinem aromatischen Geschmack eines meiner Lieblingsgewürze ist. In Sanu Ghopte hat ein einfaches Teehaus mit Übernachtungsmöglichkeit den Betrieb wieder aufgenommen. Eine günstige Gelegenheit, sich dort etwas aufzuwärmen.

 

Lodge in MangengothUndurchdringlicher Nebel verhindert jeglichen Ausblick auf die sonst so herrliche Landschaft mit seinen gewaltigen Gebirgspanorama. Mühsam schreiten wir zum Pass oberhalb von Mangengoth auf 3.365 m hinauf. Das Gate mit seinen bunten Gebetsfahnen taucht blass in der grauen Nebelsuppe auf. Dort oben befindet sich die Green View Lodge. Eine heiße Zitrone und eine verfeinerte Tomatensuppe reaktivieren im gemütlich eingerichteten Gastraum meine müden Lebensgeister. Dazu bullert der Ofen und verbreitet eine wohltuende Wärme.

14. Tag - 03.04.2016

 

Tadepati (3.690 m)In Thadepati (3.690 m) endet unser zweite Wandertag durch Wolken. Schien es heute morgen noch so, dass die Sonne diese auflösen könnte, so wurden wir enttäuscht. Zumindest begegnen uns des Weges 4 Touristen aus Australien und Dänemark. In Thadepati ist so gut wie nichts stehen geblieben. Es gleicht einer Trümmerlandschaft. Lediglich die Sumchho Top Lodge am Übergang nach Melamchigaon wird bewirtet. Im spartanisch eingerichtetem Gastraum, stehen durch Vorhänge abgetrennt 5 Schlafplätze zur Verfügung. Nebenan wird fleißig gezimmert. Die hölzerne Innverkleidung und der Fußboden stehen kurz vor der Vollendung. Der neue Anbau dürfte spätestens zur Herbstsaison fertig sein.

 

Heute Abend sind wir erstmals nicht die einzigen Gäste. Eine Französin kehrt mit ihrem Guide aus Ghopte kommend ein. Schon werden die Karten für ein Spiel zu Viert gemischt.

Blick zum Laurebiniak Pass (4.614 m) in Gosainkund15. Tag - 04.04.2016

 

Kann es wahr sein? Klarer Himmel und Sicht hinüber zum Laurebiniak Pass (4.614 m). Dort oben liegt kein Fitzelchen Schnee. Wie war es noch, als Dipendra und ich diesen Pass im Frühjahr 2013 durch meterhohen Schnee überquerten?. So unterschiedlich kann das Wetter im Gebirge ausfallen. Eine jederzeit mögliche Schlechtwetterfront und sofort liegen dort oben einige Meter Neuschnee.

 

Abstieg nach MelamchigaonDrunten im tiefen Tal wabbern wieder dicke Wolken heran. Zeit zum Aufbruch, denn gut 1.100 Höhenmeter windet sich der Weg nach Melamchigaon hinunter. Kurz darauf nimmt uns nicht nur der Urwald mit seinen hoch aufragenden Rhododendren gefangen, sondern auch die Wolken. Wir stecken abermals in der Waschküche. Diese tägliche Wolkendecke liegt wetterbedingt zwischen 2.500 und 4.000 m. Oberhalb klares Sonnenwetter und darunter zwar bewölkt aber mit einigen Lichtblicken.

 

Eine Herde Kühe wird zu den Sommerweiden, die in Thadepati langsam ergrünen, getrieben. Meine Beine werden vom mehrtägigen treppauf -und -ab mehr und mehr müde, als Melamchigaon (2.590 m) vor uns liegt. Kloster in MelamchigaonEine schwankende Hängebrücke und wir stehen vor einer Verwüstung. Doch auch hier haben die Nepali mit den einfachsten zur Verfügung stehenden Mitteln einiges bewerkstelligt. Während das Kloster noch ein Trümmerhaufen ist, bieten zwei Lodges bereits wieder Unterkunft. Rive Side Lodge am Melamchi Khola, Helambu

 

Die letzten Kräfte werden mobilisiert. Über den alten Fußweg bzw. den Fahrweg folgend beginnen wir den Abstieg in das Tal des Melamchi Khola zur River Side Lodge. Am Haupthaus ist die komplette Rückseite zusammen gebrochen. Es ist unbewohnbar. Trotzdem sind wir als Gäste willkommen. Schnell wird ein großes Zelt aufgebaut und im heil gebliebenen Küchenhaus fehlt es an nichts.

Melamchi Khola16. Tag - 05.04.2016

 

Es dämmert. Ein sonniger und heißer Tag kündigt sich an. Gemächlich verläuft der Weg entlang des Melamchi Khola durch Terrassenfelder auf denen Weizen kurz vor der Ernte steht und Mais gerade gepflanzt wurde. In der nächsten Siedlung muss sich Sundar bei den Bauern durchfragen, um den richtigen Pfad zwischen den Feldern zu finden, der zum Hauptweg führt. Mühle im Dorf Sarlathali am Melamche KholaDer Hang wird steiler und durch Mischwald nähern wir uns dem rauschenden Fluss. Über die Brücke und wieder etwas aufwärts verläuft der Weg zur nächsten Siedlung. Tosend donnert ein Wasserfall in die Fluten des Melamchi Khola, den es abermals zu überqueren gilt. Am Zufluss des Ribal Khola treffen wir eine mehlverstaubte Müllerin in der wasserbetriebenen Mühle an.

 

Kurz drauf werden wir von den Bewohnern des Dorfes Sarkathali herzlichst empfangen, die in notdürftig gebauten Wellblechhütten leben. Was soll es, die Destille funktioniert und für den selbstgebrannten Raksi (lokaler Wein) stehen die Rohstoffe wie Mais und Hirse in Mengen zur Verfügung. Prompt werden wir zur Kostprobe des soeben fertig gebrannten und noch warmen veredelten Wässerchen eingeladen. Da wir noch ein paar Kilometer laufen müssen, lehnen wir dankend ab und kaufen einen Liter dieses köstlichen Schnaps, abgefüllt in eine Mineralwasserflasche. Übrigens, die Maische wird an die Kühe verfuttert. Welch glückliche Tiere, die dankend nur echte organic Bio-Milch erzeugen.

 

wilde BienenEine Handvoll fröhlicher Kinder begleitet uns bis zum Dorfende, wo wir wieder auf den Hauptweg gelangen. Keines fragt nach Sweets, Pens, … . Ein lachendes Namaste, bye, bye und Sundar und ich sind wieder ganz allein unterwegs. Der schmale Pfad windet sich aufwärts. Es gilt eine steile Felswand zu überwinden. Dort oben entdecken wir einen riesigen Bienenstock, der am Baumstamm klebt, übersäht mit tausenden emsiger Bienen.

 

Jedem auf folgt im Gebirge ein ab. In scheinbar nie endenden Serpentinen erreichen wir schließlich Straße zur Baustelle. Dort wird eine Wasserleitung vom Melamchi Khola durch die Berge zum nur 26 km Luftlinie entfernten Kathmandu getrieben, um die Trinkwasservorsorgung im Kathmandutal zu verbessern. Etwa eine Stunde müssen wir der Straße folgen. Dann ist das River Side Gasthaus in Timbu (1.580 m) erreicht. Ab unter die längst überfällige Dusche und anschließen ein gemütlicher Tagesausklang zunächst im Garten und später in der heimischen Küche.

17. Tag - 06.04.2016

 

Wie bestellt, hupt der lokale Bus um 8 Uhr vor dem Hotel. Noch ist er leer und wir machen es uns auf den freien Sitzen in der Mitte bequem. Innerhalb der nächsten viertel Stunde steigen weitere Passagiere zu. Im Bus wird es eng, der Gang füllt sich. Die holprige Straße verläuft entlang des Melamchi Khola durch kleinere und größere Ortschaften. An jeder dieser Haltestellen steigen Leute zu und aus. Der typische Linienbus.

Bereits nach 1 ½ Stunden sind wir in Melamchi. Von den Auswirkungen der Erdbeben ist nichts zu erkennen. Die Stadt steht und lebt wie bisher. Eine halbe Stunde später wird die Reise in Richtung Kathmandu fortgesetzt. Irgendwo durch die Berge bis schließlich in Dhulikhel die Straße ins Kathmandutal verläuft. An der Ringroad nahe Bodnath verlassen wir den Bus. Der Magen knurrt und wir kehren in ein gemütliches lokales Restaurant zum Imbiss ein. Ein Linienbus bringt uns schließlich nach Sitapaila. Aufgrund des großen Rucksackes müssen wir den Preis für 3 Personen, 90 NRP, entrichten.

18. - 21. Tag - 07. - 10.04.2016

 

Sommerhitze in Kathmandu. Das Quecksilber steigt auf über 33 °C. Wie schön, dass man ein Zuhause hat und in Sitapaila mal die Seele baumeln lassen kann. Trotzdem gibt es immer etwas zu tun.

22. Tag - 11.04.2016

 

Während Krishna sich um unsere Gäste kümmert, die wetterbedingt nicht wie geplant von Pokhara nach Kathmandu fliegen können, begebe ich mich zum Flughafen um Petra in Empfang zu nehmen. Die Ankunft von Turkish Airline ist mit 2 Stunden Verspätung angekündigt, so dass der Fahrer vom Hotel Samsara und ich erst später aufbrechen. Zwar geraten wir in die typische Rush Hour, erreichen aber den Airport, als der Airbus von Turkish Airline soeben gelandet ist. Nun heißt es warten. Eine Stunde dauert es mindestens.

Namaste Petra in Kathmandu

Da ist sie! Namaste, herzlich willkommen, Petra und die Fahrt nach Thamel beginnt. Check in im Hotel. Krishna taucht auf. Unsere Gäste sind per Taxi auf der Rückfahrt nach Kathmandu. Aber da haben wir das nächste Problem. Petra bekommt ihren Koffer nicht auf. Ist das Zahlenschloss defekt. Helfen nur noch Brechstange und ähnliche Einbruchwerkzeuge? Das kleinere Übel: 156 statt 157 - Koffer, Sesam öffne dich.

 

Nun schnell zum verabredeten Imbiss in den Bamboo Club. Abends in den Delima Garden: Fried Vegetable Momo und Hot & Sour Soup. Erstmals mit dem Taxi nach Hause zum recht günstigen Nachttarif von 400 NRP.

Bisket Jatra in Bhaktapur - Nepal New Year 207323. Tag - 12.04.2016

 

Das Nepal New Year steht bevor. Die Festlichkeiten zum Jahreswechsel 2073 (entsprechend unserem Silvester/Neujahr) erlebt man in Bhaktapur anlässlich des Wagenfestes Bisket Jatra. Wie im vergangenen Jahr, also auf in die dritte Königstadt. Heute finden wir Unterkunft im Golden Gate Guesthouse, direkt am Durbar Square. 2015 mussten wir mit einem Gasthaus außerhalb der historischen City vorlieb nehmen, da innerhalb alle Hotels und Gasthäuser ausgebucht waren.

 

Am späten Nachmittag, gegen 17 Uhr, geht es los. Der Wagen von Shiva wird an dicken Seilen in die richtige Richtung gedreht. Dann geht es bergab zum unteren Festplatz. All dies dauert bis zum Sonnenuntergang. Dort wird mit vereinten Kräften das Lingma aufgerichtet. Erstmals erlebe ich, wie es urplötzlich aufgerichtet ist und die beiden Fahnen, die der Geschichte nach 2 böse Schlangen symbolisieren, im lauen Abendwind wehen.

 

24. Tag - 13.04.2016

Happy New Year 2073! Mit dem Taxi fahren wir hinauf zum Ganesh Tempel. Vier dieser Glücktempel befinden sich in allen Himmelsrichtungen von Kathmandu. Wir besuchen den östlichen. Zum Neujahr wird dieser beliebte Tempel von den Einwohnern bevorzugt besucht. In geduldiger Reihe stehen die Gläubigen an, um Ganesh mit einer Opfergabe die Ehre zu erweisen.

 

Durbar Square BhaktapurZur Mittagzeit kehren wir zum Festplatz in Bhaktapur zurück. Es wird frohgelaunt gefeiert, wie in all den Jahren zuvor. Lediglich der Ausschank von Alkohol (Bier und Schnaps) wurde gegenüber 2015 verboten, Ruinenlandschaft in Bhaktapurwas der Stimmung sicherlich keinen Deut geschadet hat. Begibt man sich in Richtung des Töpfermarktes zeigt sich, welche Verwüstungen die Erdbeben angerichtet haben. Der gesamte am Hang liegende Stadtteil gleicht einer Ruinenlandschaft. Vom Wiederaufbau keine Spur. Milliarden gespendeter Dollar schlummern in den Kassen des Staates.

 

Als das Lingma krachend zu Boden fällt, werden die Wagen von Shiva und Pavati wieder zum oberen Platz hinauf gezogen. Im dichten Gedränge, nur keine Panik, zwängen wir uns in den Menschmassen in Richtung Durbar Square und unserem Hotel. Na und dann klappt endlich das Treffen mit Johannes  und seiner Frau. Seit Jahren sind wie u.a. via Email, Facebook, … befreundet. Gestern hatten wir uns noch von verschiedenen Terrassendächern gewunken aber dann doch nicht getroffen und heute verbringen wir endlich einen gemeinsamen gemütlichen Abend im Gartenrestaurant am Durbar Square.

 

Hier endet der erste Teil meiner Frühjahrsreise nach Nepal. Die Erdbeben im Frühjahr 2015 haben viel, aber bei weitem nicht alles zerstört. Obwohl vielerorts die erhoffte Hilfe zum notwendigen Wiederaufbau bislang ausgeblieben ist, bleibt festzustellen: Nepali sind „Stehaufmännchen“. Es geht irgendwie voran und


Nepal ist und bleibt eine Reise wert!